Mundkeime im Pankreas-Tumorgewebe
Wenn man an Bauchspeicheldrüsenkrebs denkt, stehen meist genetische Mutationen, Rauchen oder chronische Entzündungen im Vordergrund. Weniger bekannt ist, dass auch Bakterien aus der Mundhöhle eine Rolle spielen können. In den letzten Jahren haben Forscherinnen und Forscher immer häufiger Hinweise darauf gefunden, dass sich Mikroorganismen, die eigentlich in Zahnfleischtaschen oder auf der Zunge vorkommen, auch in Tumorgewebe der Bauchspeicheldrüse nachweisen lassen.
Besonders auffällig sind hier Keime wie Fusobacterium nucleatum und Porphyromonas gingivalis. Beide sind klassische Vertreter der Parodontitis Mundflora. Dass sie im Pankreasgewebe nachweisbar sind, legt nahe, dass eine Art „Mikrobenmigration“ aus der Mundhöhle in tiefere Organe stattfindet. Diskutiert wird, ob diese Bakterien über den Blutweg oder über den Verdauungstrakt in die Bauchspeicheldrüse gelangen.
Zum einen gibt es Hinweise darauf, dass die Präsenz dieser Bakterien mit einer aggressiveren Tumorbiologie verknüpft ist. Fusobacterium etwa kann Entzündungsreaktionen verstärken und die Immunantwort modulieren. Für Patientinnen und Patienten könnte dies eine schlechtere Prognose bedeuten. Studien zeigen, dass das Überleben bei Pankreaskarzinom Patienten mit hoher bakterieller Last im Tumor tendenziell kürzer ist.
Dieser Zusammenhang öffnet auch neue diagnostische und therapeutische Perspektiven. Denkbar wäre, dass die Analyse der Mundflora künftig als Marker zur Früherkennung dienen könnte. Auch die gezielte Beeinflussung des Mikrobioms durch Antibiotika, Probiotika oder neuartige immunmodulierende Ansätze rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Gleichzeitig mahnen Expertinnen und Experten zur Vorsicht: Noch ist nicht endgültig geklärt, ob die Bakterien eine kausale Rolle bei der Tumorentstehung spielen oder ob sie lediglich günstige Bedingungen im Tumorgewebe ausnutzen.
Interessanterweise zeigt sich hier auch ein Brückenschlag zwischen Zahnmedizin und Onkologie. Mundgesundheit ist nicht nur eine Frage von Ästhetik und Kariesprävention, sondern könnte im Extremfall auch Einfluss auf die Entwicklung schwerer systemischer Erkrankungen nehmen. Das Verständnis dieses Zusammenhangs bildet den wichtigsten Grundstein unserer Gesundheit.
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Patterns speak before symptoms. Health is often what doesn‘t hurt yet.