Mundbakterien im Fokus
Bestimmte Bakterien, die in unserem Mundraum leben, stehen zunehmend im Verdacht.Bei Menschen mit Lupus erythematodes das Immunsystem auf fatale Weise fehlzuleiten. Lupus ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Abwehrsystem körpereigene Strukturen attackiert mit Symptomen, die von Hautausschlägen über Gelenkschmerzen bis hin zu Organentzündungen reichen.
Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass das Zusammenspiel von Genetik, Umweltfaktoren und Immunregulation die Entstehung von Lupus begünstigt. In den letzten Jahren rückte dabei das Mikrobiom ins Blickfeld. Im Mund besonders in Zahnfleischtaschen siedeln Millionen Bakterienarten, darunter Porphyromonas gingivalis oder Fusobacterium nucleatum. Diese sind nicht nur für Parodontitis verantwortlich, sondern können auch in die Blutbahn gelangen. Dort treffen ihre Oberflächenstrukturen oder ausgeschiedenen Enzyme auf das Immunsystem und lösen manchmal eine Reaktion aus, die körpereigene Gewebe mit fremden Eindringlingen verwechselt.
Das Schlüsselwort in dieser Hypothese lautet „molekulare Mimikry“. Manche bakteriellen Proteine ähneln in ihrer Struktur körpereigenen Proteinen so sehr, dass Immunzellen nach der Begegnung mit dem Erreger auch das „Original“ angreifen. Bei Lupus könnte das bedeuten, dass Antikörper, die eigentlich gegen ein Mundbakterium gebildet werden, plötzlich DNA Bestandteile oder Zellkernproteine des eigenen Körpers attackieren.
Klinische Beobachtungen stützen diesen Verdacht: Patientinnen mit Lupus leiden überdurchschnittlich oft unter Zahnfleischerkrankungen, und ihre Blutwerte zeigen häufiger erhöhte Antikörpertiter gegen typische orale Bakterien. Gleichzeitig wird diskutiert, ob eine konsequente Mundhygiene und Parodontitis Behandlung den Krankheitsverlauf abschwächen könnten.
Falls sich der Zusammenhang bestätigt, hätte das mehrere Konsequenzen. Zum einen könnte die Zahnmedizin künftig stärker in die Betreuung von Lupus Patienten eingebunden werden. Zum anderen könnten mikrobiomorientierte Therapien von gezielten Antibiotika über probiotische Strategien bis hin zu Impfansätzen ein neues Kapitel in der Autoimmunmedizin aufschlagen.
Die Forschung zu Mundbakterien als Auslöser von Lupus Immunreaktionen steckt noch in den Anfängen, aber die Indizienlage wächst. Es zeichnet sich ab, dass unsere Mundflora nicht nur für Zähne und Zahnfleisch, sondern auch für weit entfernte Organsysteme und Autoimmunprozesse eine größere Rolle spielt, als lange angenommen. Der Blick in den Mund könnte also künftig helfen, das Rätsel Lupus ein Stück weiter zu entschlüsseln und vielleicht auch, die Krankheit früher und gezielter zu behandeln.
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Patterns speak before symptoms. Health is often what doesn‘t hurt yet.